Das Nokturne von Vukovar ist eine Geschichte über Liebe und Mut, über Kraft und Leid, über menschliche Würde und den Sieg des Lebens. Es ist die Geschichte über die Tragödie eines Volkes, seine Opfer, seine Helden, über Trotz und Stolz. All dies ist bekannt unter der Bezeichnung Nokturne von Vukovar, das alle Gedenkstätten in Vukovar zu einem Ganzen vereint. Viele Gebäude, aus denen das Nokturne von Vukovar besteht, wurden zweckdienlich erbaut, aber die Geschichte teilte ihnen offensichtlich eine andere Rolle zu.
Die Geschichte des Krankenhauses von Vukovar ist die erschütternde Wahrheit über den Kampf zwischen Gut und Böse, über Humanität und die Sorge für jedes verwundete Individuum, als entschlossene Antwort auf die Konsequenzen kranker Hirne. Die Dauerausstellung wurde aus Gips hergestellt; aus ihm wurden menschliche Figuren geformt, die in den Schutzkellern installiert sind, um in diesem Raum die Zeit anzudeuten, als hier alle Zeit stehen geblieben war.
Ovčara… eine Farm wie so viele Tausende andere auch, etwa 10 Kilometer südöstlich von Vukovar gelegen. Neben den anderen beiden Farmen, Grabovo und Jakobovac, rundet diese das allumfassende Bild des Reichtums und der Macht der Familie Eltz ab. Heute ist sie Teil des landwirtschaftlichen Betriebs VUPIK aus Vukovar. Von ihr hätte kaum jemand etwas gehört, wenn das Jahr 1991 nicht geschehen wäre. Ein furchtbarer Akt des Hasses, der Menschenverachtung und der niedrigsten menschlichen Gelüste. Ohne diesen Akt wäre die Farm auch heute noch anonym, nur den dortigen Arbeitern und jenen bekannt, die einst hier lebten und zur Schule gingen. Wie die Zeit vergeht, kehren diese Menschen immer öfter zu ihr zurück.
Ovčara… ein Massengrab, ein geheiligter Ort, wo die Verwundeten und das medizinische Personal aus dem Krankenhaus Vukovar umgebracht wurden. 261 Menschen stiegen von dort hinauf zu den Sternen.
Ovčara… die Gedenkstätte wurde am 20. November 2006 in jenem Hangar eröffnet, wo 1991 all jene Umgebrachten die letzten Stunden ihres Lebens verbrachten und ihre unverwirklichten Träume zurücklassen mussten. Während einen von den Wänden aus ehrliche, verwunderte und unschuldige Augen verfolgen, kommt man nicht um die Frage umhin, wie sie sich wohl an diesem kalten Herbsttag im Jahr 1991 gefühlt haben mochten und ob sie wussten, dass sie nicht zurückkommen werden. Wem widmeten sie ihre letzten Gedanken, wessen Name erstarb auf ihren Lippen? Das wird für immer ein Rätsel bleiben. Dank für ihren Mut, für ihre Leben, Dank sei ihnen für Vukovar und Kroatien!
Über den Gedenkfriedhof der Opfer des Heimatkriegs sagt man, dass er einer der schönsten Friedhöfe Kroatiens sei. Und sie verdienen so einen Friedhof. Es wäre besser, wenn er niemals hätte entstehen müssen.
Als Krone all jener Ereignisse aus dem Heimatkrieg in ganz Kroatien wurde das Zentrum des Heimatkriegs, das sich in der Kaserne von Vukovar befindet, projektiert. Der gesamte Komplex besteht aus thematisch gesonderten Einheiten, ausgehend von der Darstellung des Kampfes um Vukovar und der belagerten Stadt, symbolisch dargestellt durch den typisch slawonischen Zaun aus Planken, wo jede Planke einen Tag darstellt (die Stadt wurde 100 Tage lang belagert), über die Zurschaustellung der Militärtechnik im Freien, bis hin zur Darstellung der Konzentrationslager in Stajićevo und Begejci, wo multimediale Fotografien die Gefangennahme und Gefangenschaft, die Zeichnungen der Verteidiger in den Lagern sowie den Gefangenenaustausch und deren Heimkehr sichtbar machen.
Im Zentrum der Stadt, an der Mündung der Vuka in die Donau, wurde ein monumentales Denkmal für all jene errichtet, die für ein freies und unabhängiges Kroatien ihr Leben gaben. Dessen Autor, Šime Vidulin, verlieh ihm die Form eines Kreuzes. An der Stelle, von der aus man schon immer auf den breiten, mächtigen Strom blicken konnte, steht nun ein weißes Kreuz – als Symbol und als Erinnerung – aber auch als Mahnung.
„Für immer lebt, wer sein Leben in Ehren verliert“ – steht dort in der ältesten kroatischen Schrift, der glagolitischen Schrift, eingemeißelt. Und sie leben in uns und wir leben jeden Tag mit ihnen.
Vukovar ist die Metapher des Lebens.
So wie nichts im Leben gradlinig verläuft, sondern Trauer und Freude, Tränen und Lachen, Fallen und Aufstehen unentwegt ineinander verschlungen sind, so erging es auch der Stadt Vukovar. Sie durchmachte diese Golgota, an der sie jedoch nicht zerbrach. Sie hat ihr Nokturne, das gleichzeitig ihre Trauer und ihren Stolz symbolisiert, aber sie besitzt auch die Donau und die Vuka, ihr Vučedol und ihre Adica, Persönlichkeiten und Bauwerke, für die sie weithin bekannt ist, touristische Inhalte und gastronomische Angebote. Die Stadt hat auch das Vučedol-Täubchen als Symbol des Friedens und des Fortgangs des Lebens.
Das Wort Nokturne beinhaltet eine gewisse Abstufung von Emotionen. Und obwohl wir eine unermessliche Trauer verspüren, steht dennoch ganz am Ende ein unendlicher Stolz. Wären wir stehen geblieben und nicht weiter gegangen, hätte das unser Aufgeben und unsere Niederlage dargestellt. Aber all das, was wir tun, ist unser DANKE an sie alle. Und da das Morgen stets einen neuen Tag und neue Hoffnung mit sich bringt, so sieht auch dasselbe Bild bei Tageslicht völlig anders aus.
Vukovar ist eine wundersame Stadt…
Vukovar ist Stolz….
Vukovar ist Trotz…
Er ist eine Träne im Auge,
Trauer im Herzen…
Und ein Lachen auf den Lippen
Vukovar ist die Vergangenheit und die Zukunft.
Vukovar muss man hier erleben, im Raum, seine Seele erspüren. Kommen Sie, werden auch Sie zu einem Teil der Geschichte von Vukovar, werden Sie zu einem Tröpflein, das die Wahrheit über Vukovar in Fluss hält – um sie vor dem Vergessen zu bewahren.