Kultur, Kunst und Tradition
Das Gebiet von Vukovar bot seit jeher Raum für eine kontinuierliche Reihe kultureller Ereignisse, wo im Laufe langer Jahrhunderte zwei unterschiedliche Weltanschauungen in Berührung kamen – die westliche mitteleuropäische und die des östlichen Balkans.
In wirtschaftlicher und administrativer Hinsicht entwickelte sich die Stadt Vukovar wegen ihrer Lage zu einem Bildungs-, kulturellen und gesundheitlichen Brennpunkt. Bereits ab 1730 besaß Vukovar ein gut entwickeltes Volksschulwesen. Im Alten Vukovar entstand die Volksschule aus der Franziskanerschule. Das Neue Vukovar hatte seine eigene Schule. Aktiv waren auch konfessionelle Schulen für Kinder orthodoxen und jüdischen Glaubens sowie Schulen, in denen der Unterricht auf Deutsch und Ungarisch abgehalten wurde. Die Lehrlingsschule wurde 1886 und das Gymnasium 1891 gegründet. Die Druckerei ging 1867 in Betrieb, als die erste Zeitung Vukovars auf Deutsch herauskam – „Der Syrmier Bote“.
Die deutschen Grafen Eltz besaßen einen bedeutenden Einfluss auf das wirtschaftliche und kulturelle Leben Vukovars. Es siedelten sich Deutsche, Ungaren, Juden, Ruthenen, Slowaken und Ukrainer an, so dass dieses kroatische Gebiet multinational wurde.
Das dominante stilistische Merkmal des historischen Vukovars war sicherlich der in sich geschlossene barocke Stadtkern mit zahlreichen architektonischen Denkmälern von außerordentlich großem künstlerischen Wert in einem einprägsamen Ambiente.
Der barocke Stadtkern Vukovars stellt ein städtisches Panorama mit hohem Wiedererkennungswert dar. Die Häuser mit ihren barocken Bögen links und rechts vom Stadtzentrum wurden im Stil der Zeit Maria Theresias erbaut und zeugten einst von der wirtschaftlichen Macht der reichsten Schichten des Bürgertums in Vukovar. Heute steht dieser gesamte Raum als urbane historische Einheit unter Denkmalschutz. Wenn Sie sich zu einem Spaziergang durch Vukovar aufmachen, der eben in diesem barocken Stadtkern beginnt, und sich zum Fluss Vuka hin bewegen, treffen Sie zuerst auf das Grand Hotel – das bekannteste Gebäude der monumentalen Architektur aus der Zeit des Historizismus. Das Grand Hotel wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und besitzt außer gastgewerblichen Inhalten auch einen Theatersaal. Das Hotel wurde 1919 zum zweiten Mal verkauft, und zwar an die Arbeiter, die es mit Finanzmitteln bezahlten, die sie durch den Verkauf von genossenschaftlichen Anteilen erworben hatten, und wandelten das Hotel in ein Arbeiterheim um. Wenn Sie den Fluss über die Vuka überqueren, gelangen Sie rasch zum Geburtshaus unseres Nobelpreisträgers Lavoslav Ružička. Seinem Geburtshaus gegenüber befindet sich das Schloss Eltz, in dem heute das Stadtmuseum von Vukovar untergebracht ist. Das Schloss Eltz zählt zu den repräsentativsten Objekten aus der Zeit des kroatischen Barocks. Dem Schloss gegenüber steht der Palast der Gespanschaft Syrmien, der im 18. Jahrhundert erbaut wurde. Der Palast ist als Kulturdenkmal der Kategorie A registriert und wurde in seiner historischen Form restauriert.
Wenn Sie vom Schloss Eltz aus den Spazierweg an der Donau entlang einschlagen, werden Sie das Franziskanerkloster und die Kirche der Hl. Philipp und Jakob sowie das Gymnasium erblicken. Der Bau des Klosters und der Kirche begann am 24. Juni 1723 und zog sich durch das ganze 18. Jahrhundert in die Länge. Bis zu den Zerstörungen während des Kriegs, der auch vor dem reichen Franziskanererbe mitsamt der alten Klosterbibliothek mit ihren 17.000 Bänden nicht Halt machte, waren das Kloster und die Kirche der Hl. Philipp und Jakob die ältesten erhaltenen barocken Denkmäler und überhaupt die ältesten Gebäude in Vukovar. Die Kirche und das Kloster sind geschützte Kulturdenkmäler. Das Gymnasium von Vukovar wurde 1891 gegründet.
Die archäologische Fundstätte Vučedol (das Donau-Troja), die sich am Donauufer unweit von Vukovar befindet, ist ein Ort, der stets besiedelt war, und eine der bedeutendsten archäologischen Lokalitäten. Wegen der Bedeutung der dortigen Funde wurde eine ganze eneolithische Kultur nach ihr benannt und ist gleichzeitig deren Ausgangspunkt. Vučedol war eine Siedlung von Landarbeitern, Viehzüchtern, Jägern und Kupferschmieden, die von 3000 bis 2200 vor Christus ihr «goldenes» Zeitalter erlebte. In Vučedol fand man 1938 das Täubchen von Vučedol.
Das Museum der Vučedol-Kultur ist ein einmaliges Museum, das sich einer einzigen Kultur widmet, die sich von der dortigen Lokalität auf 13 europäische Länder ausbreitete.
Heute sind in Vukovar zwei moderne europäische Museen aktiv: das im Schloss Eltz untergebrachte Stadtmuseum Vukovar und das Museum der Vučedol-Kultur. Die Dauerausstellung im Stadtmuseum Vukovar wurde 2014 wieder eröffnet und umfasst heute drei Dauerausstellungen sowie die Galerie Oranžerija. Im Rahmen des Franziskanerklosters der Hl. Philipp und Jakob sind eine Bibliothek mit einem der wertvollsten Bücherbestände und ein Museum untergebracht, das einen großen Schatz von unschätzbarem Wert für Kultur und Kunst beherbergt.
Das mannigfaltige und reiche kulturelle und künstlerische Leben spielt sich nicht nur in den Museen ab, sondern auch im Kroatischen Heim Vukovar, das verschiedenste Ereignisse, Vorführungen und Theaterstücke veranstaltet, aber auch eine eigene Szene, die Scena Martin, besitzt. Im Rahmen des Kroatischen Heims Vukovar befindet sich auch das Geburtshaus des ersten kroatischen Nobelpreisträgers Lavoslav (Leopold) Ružička mit einem Gedenkraum und einem Kongresszentrum.
Hüter der Kultur und Tradition dieser Gegend sind freilich auch zahlreiche Kultur- und Kunstvereine. Einer der ältesten unter ihnen ist HKGD Dunav, während nationale Minderheiten mit ihren kulturellen und künstlerischen Aktivitäten die Traditionen und Bräuche ihrer ehemaligen Heimat vor dem Vergessen bewahren und die kulturelle Szene Vukovars bereichern.