Berühmte Vukovarer
Lavoslav (Leopold) Ružička
Lavoslav (Leopold) Ružička wurde am 13. September 1887 in Vukovar in einer wohlhabenden Handwerkerfamilie geboren. Obwohl tschechischer Abstammung, war sein Vater dennoch ein überzeugter kroatischer Patriot, was auch Lavoslav beeinflusste, der bis zum Ende seiner Lebens Kroatien als seine Heimat ansah und die kroatische Sprache ausgezeichnet beherrschte.
Im vierten Lebensjahr von Lavoslav starb sein Vater, so dass 1891 seine Mutter mitsamt der Söhne Lavoslav und dessen jüngerem Bruder Stjepan nach Osijek zog, wo Lavoslav die Volksschule und das klassische Gymnasium absolvierte. Im Zeitraum zwischen 1906 und 1910 studierte er Chemie an der Technischen Hochschule (ETH) in Karlsruhe in Deutschland, wo er unter Professor Staudinger, dem Begründer der makromolekularen Wissenschaften, den Doktortitel erlangte.
„Alles, was ich im Leben machte, machte ich gründlich.“
Als Assistent von Professor Staudinger arbeitete er bis 1916 an der Erforschung der Struktur der aktiven Komponenten der Pflanze Dalmatinische Insektenblume. Später trennte er sich von Professor Staudinger, denn er wollte an selbstständig ausgewählten Projekten arbeiten. Während dieses Zeitraums bewies Ružička, dass die Moschusgerüche Muscon und Zibeton makrozyklische Ketone sind, was die synthetische Herstellung der kostspieligen Moschusdüfte ermöglichte und ihn mit der Pharmaindustrie in Verbindung brachte. Eine gewisse Zeit lang verweilte er in Genf, und zwischen 1927 und 1929 arbeitete er als Professor für organische Chemie in Utrecht. Nach der Rückkehr nach Zürich begann der erfolgreichste Abschnitt seiner Karriere.
Nikola Andrić
Nikola Andrić wurde am 5. Dezember 1867 in Vukovar geboren. Er war kroatischer Literaturhistoriker, Literaturforscher, Dramenverfasser und arbeitete am Theater.
Er studierte Slawistik und Romanistik und doktorierte 1897 in Wien. Er war Dramaturg und Intendant des Kroatischen Nationaltheaters sowie einer der Begründer der Schauspielschule in Zagreb und des Kroatischen Volkstheaters in Osijek. Er schrieb Feuilletons, Reiseberichte und literaturhistorische Abhandlungen. Im Rahmen der Literatur erwarb er große Verdienste nicht nur als vielseitiger Schriftsteller, sondern auch mit seinen organisatorischen Fähigkeiten und anregenden, vor allem das Verlagswesen betreffenden Ideen. Dreißig Jahre lang veröffentlichte er „Zabavna biblioteka“ („Unterhaltsame Bibliothek“), die in nahezu siebenhundert grün eingebundenen Bänden dem Lesepublikum eine Vielzahl bei uns unbekannter, aber wertvoller Werke vorstellte.
Er starb am 7. April 1942 in Zagreb.
Andrićs „Branič hrvatskog jezika“ („Verteidiger der kroatischen Sprache“) aus dem Jahr 1911 ist ein wichtiger Beitrag zum kroatischen sprachlichen Purismus.
Antun Bauer
Antun Bauer wurde am 18. August 1911 in Vukovar geboren. Er war Museumswissenschaftler, Wissenschaftler und Sammler.
Er diplomierte an der Philosophischen Fakultät in Zagreb Kunstgeschichte und Archäologie, wo er 1937 mit dem Thema »Römische Bleiplastiken« seinen Doktortitel erlangte. Er initiierte und gründete eine Vielzahl von Museen, darunter auch 1937 die erste Gipsothek (heute Gliptoteka der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste HAZU), deren Direktor er bis 1952 war. Ihm ist die Gründung des Archivs für Bildnerische Kunst (1944) und auch des Musealischen Dokumentationszentrums (1955) zu verdanken, wo er von 1964 bis 1976 Direktor war. Des Weiteren war er Direktor des Kroatischen Schulmuseums, in dem er zahlreiche Ausstellungen organisierte, und auch Verwalter der Museumssammlung der Brüder des Kroatischen Drachens in Ozalj.
Dank seiner langjährigen Arbeit wurde er zur Schlüsselfigur für die Aktivitäten der kroatischen Museen. Antun Bauer war ein Sammler, der seine Sammlungen verschenkte, die so zu wichtigen Ausgangspunkten für Museumbestände wurden, wie anhand der Beispiele der Gliptothek und des Museums in Vukovar zu sehen ist. Vukovar erhielt auch eine der wichtigsten Schenkungen: die Sammlung Bauer und die Kunstgalerie, die die umfassendste Sammlung kroatischer Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts darstellt. Er hinterließ ebenfalls eine bedeutende Spur bei der Entwicklung der kroatischen Museumskunde und Museografie. Er schrieb mehr als 200 veröffentlichte und 500 unveröffentlichte wissenschaftliche Arbeiten. Er war Gastdozent an zahlreichen Universitäten und erhielt für seine Arbeit zahlreiche Ehrungen und Anerkennungen.
»In jeder Stadt mindestens eine Galerie«, sprach Bauer.
Pavao Pavličić
Pavao Pavličić wurde am 16. August 1946 in Vukovar geboren, wo er die Grundschule und das Gymnasium beendete. An der Philosophischen Fakultät in Zagreb diplomierte er Komparative Literatur und Italienisch und machte 1974 mit seiner These aus dem Bereich der Metrik seinen Doktorabschluss. Seit 1970 arbeitete er an der Philosophischen Fakultät in Zagreb, wo er heute noch ordentlicher Professor in der Abteilung für Komparative Literatur ist. Literarische und wissenschaftliche Interessen sind bei ihm gleichermaßen vertreten und miteinander verflochten. Als Wissenschaftler beschäftigt sich Pavličić mit Themen aus der älteren kroatischen Literatur und Literaturtheorie. Auf diesem Gebiet veröffentlichte er eine Vielzahl Abhandlungen und einige Bücher. Seine schriftstellerische Karriere begann er als Novellenschreiber, er veröffentlichte drei Bücher mit Erzählungen und etwa zwanzig Romane.
Das Werk Dunav (Donau) „ist ein spezifisches Prosawerk über einen Strom und eine Stadt“.
Siniša Glavašević
Siniša Glavašević wurde am 4. November 1960 in Vukovar geboren. In seiner Geburtsstadt beendete er die Grund- und die Sekundarschule, und in Sarajevo studierte er Komparative Literatur und Bibliothekswissenschaft.
Während des Heimatkriegs war er Redakteur des Kroatischen Radios Vukovar und Kriegsberichterstatter. Seine Stimme war die Stimme der Hoffnung. Kroatien wusste, dass solange die Stimme von Siniša Glavašević zu hören war, dass Vukovar am Leben war, obwohl die Stadt belagert wurde. Leider ist seine Stimme verstummt, aber ihr Echo hallt in uns allen wider: „Die Stadt – das seid ihr“, und das beweist sich jeden Tag.
Nach dem Fall der Stadt wurde er am 19. November 1991 aus dem Krankenhaus von Vukovar abgeführt und seitdem verliert sich jede Spur von ihm. Er wurde aus dem Massengrab Ovčara exhumiert und identifiziert, so dass zu vermuten ist, dass er noch am selben Tag, als man ihn abführte, dem 19. November 1991, getötet und vergraben wurde.
Der Kulturverband Matica hrvatska aus Zagreb veröffentlichte posthum seine Geschichtensammlung „Priče iz Vukovara“ („Geschichten aus Vukovar“), warme Geschichten über grundlegende menschliche Werte, die Siniša seinen Hörern während der Belagerung der Stadt im Radio vorgelesen hatte.
Die Stadt – das seid ihr!
Rene Matoušek
René Matoušek wurde am 7. Februar 1958 in Vukovar geboren, wo er das Gymnasium besuchte. Einen Teil seines Lebens verbrachte er bei seinem Großvater und seiner Großmutter in Velika Gorica, wohin er 1977 umzog, nachdem er das Studium der Stomatologie begonnen hatte. Von 1985 bis 1990 arbeitete er als Stomatologe in Žegar bei Obrovac, und 1990 kehrte er in seine Geburtsstadt Vukovar zurück, wo er an der Neugründung des Vereins „Hrvatski dom“ („Kroatische Heim“) teilnahm und zum Sekretär ernannt wurde.
Anfang der 1980-er Jahre begann er Haikus zu schreiben, als er als junger Stomatologe nach Žegar in Bukovica umgezogen war. Im Jahr 1995 wurde seine Poesie in der Anthologie von Schriftstellern aus Syrmien „Hrvatska riječ u Srijemu” („Das kroatische Wort in Syrmien“) veröffentlicht. Er schrieb für die Zeitschriften Polet, Studentski list, Quorum, Oko, die Zeitung von Vukovar und das Osijeker Wochenblatt, in dem er eine regelmäßige Rubrik unter dem Namen „Kaiserschnitt“ besaß, in der er auf satirische Weise die alltägliche Realität in Vukovar beschrieb. Während des Heimatkriegs war er Mitglied des Fachmännischen operativen Stabs des Krankenhauses von Vukovar, und seine Stimme war auch auf den Wellenlängen des Kroatischen Radios Vukovar zu hören, von wo aus er, mit der Unterstützung eines Funkamateurs, Berichte über die Lage in der Stadt übertrug. Nach dem Fall Vukovars war er in der Kolonne, die in die Lagerhalle Velepromet abgeführt wurde. Jegliche Spur von ihm verliert sich, nachdem man ihn zum Verhör in die sogenannte Schreinerei abgeführt hatte. Seine Gebeine wurden aus dem Massengrab des Neuen Friedhofs von Vukovar exhumiert. Nach der Identifizierung begrub man ihn am 22. November 2002 in der Allee der kroatischen Verteidiger in Vukovar.
Zum Gedenken an Rene Matoušek werden die Internationalen Haiku-Treffen „Rene Matoušek“ abgehalten, die Tomislav Marijan Bilosnić 2008 anregte.
Am Eingang des Kroatischen Heims in Vukovar befindet sich eine bronzene Büste von Rene Matoušek, ein Werk des akademischen Bildhauers Mladen Mikulin.
Auch wurde die App „Erweiterte Realität“ initiiert, mit der man in die nicht so ferne Vergangenheit, in die Stadt aus Renes Jugend, zurückkehren kann.